Aufbau der Gesellschaft

In dem Schaffen des Ausgleichs zwischen den menschlichen Bedürfnissen und dem Werte der menschlichen Leistungen sieht das Streben nach der Dreigliederung des sozialen Organismus seinen Inhalt.

Einleitung

Die moderne arbeitsteilige Wirtschaftsweise ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenwirkens verschiedener Glieder der Gesellschaft. Durch die Art und Weise, wie jedoch unter den heutigen Verhältnissen das wirtschaftliche Leben und die mit diesem in Beziehung stehenden anderen Glieder des sozialen Ganzen zusammenwirken, werden die historisch als Staaten gewachsenen Gesellschaften in ihrer Existenz zunehmend in Frage gestellt. Denn der aus der erzwungenen Öffnung für Kapital und Waren der einzelnen Volkswirtschaften sich verschärfende Standortwettbewerb führt im Sinne der Maximierung der Kapital-Rendite dazu, dass immer mächtiger werdende Finanzeliten ausufernden Staatsverschuldungen und der Verarmung weiterer Bevölkerungskreise mit allen sich daraus ergebenden Systemproblemen gegenüberstehen. Bei der sich abzeichnenden Systemkrise handelt es sich nicht bloss um ein etwa durch staatliche Interventionen oder mittels privater Spenden zu entschärfendes Verteilungsproblem, sondern um ein eigentliches Erkenntnisproblem. Denn es geht ja darum, sachlich begründet herleiten zu können, nach welchen Modalitäten und mittels welcher Einrichtungen in der modernen arbeitsteiligen Gesellschaft das volkswirtschaftliche Leistungserträgnis entsprechend dem real vorhandenen Bedarf seinen verschiedenen Gliedern kontinuierlich zugeführt werden soll, damit eine prosperierende Entwicklung der Gesellschaft stattfinden kann. Dass die von einer Volkswirtschaft kontinuierlich erwirtschaftete Wertschöpfung stets auch ihrem geregelten Verbrauch zugeführt werden muss und sich nicht in den Händen von Einzelnen stauen und zwecks teilweiser Verwendung für bedarfsfremde Zwecke akkumulieren darf, leitet sich daraus ab, dass die Gesellschaft als Ganzes aufgrund ihrer differenzierten Gliederung erst die arbeitsteilige Wirtschaft ermöglicht und dass ihr demzufolge auch der Erlös zusteht. Wenn einmal erkannt ist, dass die Arbeit in einem inversen Verhältnis zum Boden und zur Intelligenz steht, entstehen für den wirtschaftlichen Wert und das Kapital neue Begriffe. Diese führen zu Konsequenzen für die Geldschöpfung und die Handhabung des Eigentums. Beide Einrichtungen sind ja nicht Naturgrössen, sondern Ergebnisse von Erkenntnissen und Kreationen in der Gesellschaft. Dass sich dann Einkommen und materielle wie auch immaterielle Arbeitsergebnisse ineinander aufgehend zuordnen lassen, ergibt sich aus der neuen Funktion des Preises.

Die vorliegenden Ausführungen umfassen drei Teile: Einleitend (I) wird das Prinzip der arbeitsteiligen Wirtschaft dargestellt, dessen Verwirklichung den Inhalt des Zivilisations- und Kulturprozesses ausmacht. Demgegenüber steht die Darstellung (II), wie das heutige Geldwesen und das Institut des heutigen Eigentums sich der die arbeits­teilige Wirtschaft konstituierenden Faktoren Boden, Arbeit, Wissen bemächtigen und alle drei zu Waren degradieren. Demgemäss wird das Kapital als Ergebnis der die Bodenerträge steigernden Wissensapplikation eigennützig vereinnahmt. Es wird aufgezeigt, dass die Einkommensfrage durch ihre direkte Verkoppelung mit dem Preis zum eigentlichen Zivilisationsproblem wird. Der Konkurrenzkampf zwischen Kapital­rendite und Arbeitseinkommen führt zu den für die heutige Gesellschaft unlösbaren Zwängen Konjunktur, Arbeitslosigkeit und Wachstumszwang.

Anschliessend (III) werden die Grundlagen einer zukünftigen regional und global orientierten Wirtschaftslehre entwickelt. Diese geht von der Betrachtung des wirtschaftlichen Wertbildungsprozesses aus. Daraus leitet sich eine Urgrösse als Massstab für Einkommen und Wert der Leistung ab. Abschliessend wird skizziert, wie sich ein solches Wirtschaftsleben im Rahmen einer funktionell gegliederten Gesellschaft schrittweise umsetzen lässt.

 

I. Das zu verwirklichende Prinzip der arbeitsteiligen Wirtschaft

Allem Wirtschaften liegt das Bedürfnis zugrunde.
Den Bedürfnissen gegenüber stehen wirtschaftliche Güter.
Die gesellschaftlich-kulturelle Bearbeitung der Stoffe aus der Natur bildet die Ausgangslage der arbeitsteiligen Wirtschaft.
Arbeitsteiliges Wirtschaften heisst: Austausch von Arbeitsergebnissen, materiellen und immateriellen, im Folgenden Leistungen genannt.
Durch Bedürfnis und Herstellung erhalten Leistungen einen wirtschaftlichen Wert.
Der durch Bedürfnis und Leistungserbringung initiierte Wirtschaftskreislauf besteht im Austausch von Werten innerhalb eines jeweiligen Sozialverbandes und weiterer miteinander wirtschaftender Gemeinschaften.

Leistung im Tausch gegen Leistung, also Wert gegen Wert, schlägt sich im Preis nieder. Der Preis spiegelt somit die jeweilige Relation der Werte. Während Bedürfnis und Leistungserbringung sich in der Selbstversorgung noch decken, ist dies mit beginnender Arbeitsteilung nicht mehr der Fall, und es entsteht für jeden Leistungserbringer, der ja zugleich Bedürfnisträger ist, die Frage nach der gegenseitigen Bemessung der Werte. Das heisst, wieweit ist er in der Lage, aus dem Preis seiner Leistungen seine Bedürfnisse aus den Leistungen anderer zu befriedigen. Die Preise müssen dabei so gestaltet sein, dass die in einer Gesellschaft vorhandenen individuellen Bedürfnisse und individuell erbrachten Leistungen dauerhaft zum Ausgleich kommen. Ohne einen solchen Ausgleich werden erbrachte Leistungen vernichtet und Bedürfnisse können nicht befriedigt werden.

 

II. Von der Dominanz des Rechtes zur Dominanz des Marktes,
von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft

Eigentum und Kapital aus heutiger Sicht

In der feudalen, vorkapitalistischen europäischen Wirtschaftsordnung wurden die Arbeitsergebnisse, welche Erträgnisse des Bodens waren, nach den Privilegien der damaligen Rechtsordnung in Form des „Census“ belastet. Mit aufkommender Geldwirtschaft ist der Markt an die Stelle der feudalen Rechts- und Verteilungsordnung getreten. Der Markt- oder Geldpreis, geregelt durch Angebot und Nachfrage, gilt heute als Wert der Ware. Geld hat die Eigenschaft, alles, worauf es sich bezieht, zur Ware zu machen. "Ware" wird ein Gut dadurch, dass es gegen eine Geldmenge, in der seine besondere Eigenart keinen Ausdruck findet, austauschbar ist.

Nicht nur die Leistungen zirkulieren heute als Geldwerte repräsentierende Waren auf dem Markt, sondern auch Kapital und Arbeit. Kapital ist nach heutiger Definition jedes Ertrag bringende Vermögen, also alle Produktionsmittel einschliesslich Grund und Boden, gegen Geld belehn- und handelbar. Wie in der Feudalgesellschaft kann nach wie vor aufgrund des Eigentums ein "Census" (Zins) erzwungen werden, aber dessen Zusammenhang mit dem Boden wurde im zwischenzeitlich etablierten Staat durch das Geldsystem und eine daraus resultierende neue Form der Steuererhebung cachiert.

Die industriell bedingten Rationalisierungsprozesse führten zu einer enormen Steigerung der Erträgnisse des Bodens und ermöglichten das Herausziehen eines immer höheren „Census“, der durch die heutige Rechts- und Geldordnung zu einem Gewinnobjekt gemacht wurde. Dadurch nämlich, dass die Geldmenge mit der gestiegenen Gütermenge erhöht wurde, wuchs der aus dem Überschuss der Bodenproduktion finanzierte „Census“ auch nominell. Wenn man den Ertrag des Bodens unter Berücksichtigung der Produktivität als Grundrente definiert, kann man sagen: Ohne Ertrag des Bodens kann die Menschheit gar nicht existieren; das ist, was jeder benötigt, wovon jedermann lebt. Ohne Grundrente, das heisst: Überschuss der Bodenproduktion, können Zivilisation und Kultur sich nicht entwickeln. Was sind denn eigentlich Zinsen und die sich ins Unermessliche steigern wollende Eigentümer- oder Besitzrente? Cachierte Bodenrente in zweierlei Erscheinungsformen! Und was in den agitatorischen Kampf gegen Zins und Besitzrente angeführt werden muss, ist lediglich, wie jener Überschuss der Bodenproduktion transparent in das Gebiet der geistigen Produktion bzw. in das Gebiet der reinen Verbraucher (Lehrer, Ärzte, Pensionierte, Kinder) übertragen werden kann.

 

Kapitalrendite und Arbeitseinkommen

Das Leistungserträgnis - der Marktpreis für das Arbeitsergebnis - ist aus dem heutigen Rechts- und Wirtschaftsverständnis heraus eigentumsmässig Kapital, und somit wird das Arbeitseinkommen bzw. der Lohn aus dem Kapital bezahlt. An die Stelle der Leibeigenschaft ist das Lohnabhängigkeits- und hypothekarische Schuldverhältnis getreten. Leistungserträgnis minus Arbeitskosten wird zum Renditefaktor für das Kapital, bei gesamtwirtschaftlicher Betrachtung. Die Kapitalrendite bestimmt den Geld- und Verkehrswert des Kapitals. Nach dieser Orientierung entscheidet das Leistungserträgnis unter Berücksichtigung der erzielbaren Rendite darüber, ob ein Gut erzeugt werden soll oder nicht, und somit wird nicht das Bedürfnis, sondern das Leistungserträgnis zum Initiator des Wirtschaftens. Kapital und Arbeit als Ware begründen den Kampf zwischen Kapitalrendite und Arbeitskosten, der im ruinösen Preiskonkurrenzkampf endet. Aufgrund ihrer unmittelbaren Koppelung an das Leistungserträgnis hat die Arbeit zwei Aspekte: Sie ist einerseits Unkostenfaktor, anderseits Gelegenheit, Einkommen zu erzielen. Vom Standpunkt des Kapitals gilt es, die Kosten für die Arbeit zu eliminieren, die Arbeit dorthin zu verlagern, wo sie am billigsten ist. Zwecks Einkommensbeschaffung aber entartet Arbeit auch zu unnötiger Tätigkeit. Und so führt Arbeit als Ware in Abhängigkeit vom Kapital einerseits zu Arbeitslosigkeit, anderseits zu Verschleisswirtschaft.

 

Die Tyrannis der Ware Kapital und Arbeit

Die Verquickung von Einkommen und Leistungserträgnis erzeugt das Problem der Konjunktur.

Alle Leistungserträgnisse insgesamt teilen sich nach heutiger Rechtsordnung auf in Arbeits- und Kapitaleinkommen. Ihre Höhe ist wiederum davon abhängig, inwieweit sich alle Einkommen insgesamt in Leistungserträgnisse umwandeln. Also, Leistungserträgnisse und Einkommen bedingen einander unmittelbar.

Eine Vermehrung des Kapitals im Sinne einer nominell erfassbaren Wertsteigerung des Eigentums oder mittels einer Erhöhung des Leistungserträgnisses ist abhängig von einer Vermehrung der materiellen Produktion bei simultaner Erhöhung der Geldmenge. Die Kapitalrendite muss wieder in den Wirtschaftsprozess eingespeist werden, sonst schrumpfen die Arbeitseinkommen und damit eben auch die Summe der Leistungserträgnisse. Die Einspeisung kann Erstellung neuer Produktionsmittel oder reinen Verbrauch bedeuten, aber nur ersteres erhält oder vermehrt das Kapital, was auf eine permanente Erhöhung materieller Leistungen, auf Kosten immaterieller hinausläuft. Denn immaterielle Leistungserbringung erhält sich durch Kapitalverzehr. Einer Erhöhung der materiellen Produktion durch Produktivitätszuwachs muss eine Geldmengenerhöhung einhergehen, weil sonst die Preise, die Leistungserträgnisse und damit die Kapitalrendite sinken. Kapitalakkumulation beruht darauf, dass der Rationalisierungsgewinn weiterer Kapitalvermehrung nutzbar gemacht wird; sie ignoriert, dass der Gegenwert der Rationalisierung dem Unterhalt eines Bildungs- und Kulturleben dient, dem die Rationalisierung zu verdanken ist.

 

Wirtschaftlich-finanzielle Auswirkung heutigen Eigentums; systemimmanente Probleme

Aufgrund zunehmender Produktivität dank unternehmerischer Fähigkeit können Arbeitsleister einen „Mehrwert“ im Sinne eines Kapitalertrages erbringen; ausserdem können Arbeitsleister aus der materiellen Produktion freigesetzt werden. Beide Errungenschaften der kapitalistischen Wirtschaftsordnung sind an und für sich nicht negativ zu beurteilen; denn sie erhalten den Zivilisationsprozess. Entscheidend ist, wie sie gesellschaftlich gehandhabt und zur Erhöhung der Zivilisation genutzt werden. In dem Verhältnis, das in dem Zusammenwirken von Kapital und Arbeit entsteht, zeigt sich ein Dreifaches:

  • Die Unternehmertätigkeit, die von individuellen Fähigkeiten abhängt.
  • Das Verhältnis des Unternehmers zu den Mitarbeitern, das ein Rechtsverhältnis darstellt.
  • Das Hervorbringen von Leistungen, die im Wirtschaftskreislauf einen Warenwert erhalten.

 

Wird das eigentlich rechtliche Verhältnis des Eigentums zu den davon Ausgeschlossenen aus nur wirtschaftlichen Antrieben heraus geordnet, wird mit der Verfügung über die Produktionsmittel die Arbeit und der aufgrund individueller Fähigkeiten erzielte Produktivitätsgewinn in ein bloss nach Eigentümernutzen geregeltes Wirtschaftsleben eingespannt. Ein solches Wirtschaftsleben, dessen Antrieb die Erzeugung von Geldwerten ist, wirkt als zerstörerischer Mechanismus:

Leistungsertraegnis

Die Kapitalrendite muss ständig aus dem Leistungserträgnis extrahiert werden, um dann aber wiederum über Arbeitseinkommen neues Leistungserträgnis zu schaffen. Die Polarisierung des Leistungserträgnisses in Kapitalrendite und Arbeitseinkommen führt zu Wachstumszwang und Verschleisswirtschaft, eine sich in die Höhe schraubende Spirale. Zur Aufrechterhaltung oder Steigerung der Kapitalrendite wird die Produktion aus dem gewachsenen Sozialverband an Orte verlegt, wo die Arbeitskosten aus anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen heraus noch billiger sind. Dabei entsteht das Problem der Einkommensbildung zunächst im Raum der ausgelagerten Produktion. Offen bleibt, wieweit Dienstleistungen allein materielle Produktion bezüglich Einkommen zu kompensieren vermögen. Das Kapital ist bestrebt, Einbussen im Sektor der materiellen Produktion durch Übernahme von Infrastruktur wettzumachen. Wenn die Kapitaleinkommen aus Gründen der materiellen Sättigung oder der Produktionsauslagerung im herkömmlichen Sozialverband nicht mehr zu Arbeitseinkommen werden, entsteht dort ein konjunktureller Einbruch. Dass der Lebensstandard davon bestimmt wird, ob viel oder wenig konsumiert wird, ist eine auf heutiger Realität beruhende Zwangsvorstellung. Eine zunehmende Verschuldung gerade der öffentlichen Hand zur Kompensation von Einkommenseinbussen wird mittels einer ständigen Ausweitung der Geldmenge ermöglicht, da die Notenbankgeldmenge in keinem inneren Zusammenhang mit der Produktion steht. Aus der Macht des Geldkapitalismus ist ein die produktive Wirtschaft belastender Finanzsektor entstanden. Er spiegelt vor, eine wachsende Anzahl Menschen zur Kapitalverwaltung (Spekulationen) zu beschäftigen, aber mit im Grunde imaginären Leistungserbringungen als reine Verbraucher und mit parasitärer Einkommensbeschaffung. Bleibt das Arbeitseinkommen schon im Unbestimmten gegenüber dem Wert der Leistung: so erst recht das Einkommen von Erbringern immaterieller Leistungen und "reinen" Verbrauchern, Lehrern, Ärzten, Pensionierten, Kindern, indem sie aus Abgaben (Steuern, Versicherungen) auf eben den Arbeitseinkommen beruhen. Infolge eigentumsbedingter Trennung vieler Menschen vom Boden fallen sie ohne garantiertes Einkommen aus Leistungen ausserhalb der Bodenproduktion - oder notgedrungen aus staatlichen Mitteln - ins Bodenlose: Konsequenzen sind soziale Verwerfungen, Migration, Gettoisierung.

 

Heutiges Eigentum und individuelle Fähigkeit

Die Geldwirtschaft in Verbindung mit dem Eigentum hat zu einer Kapitalbildung geführt, die eine enorme Steigerung der Leistungserbringung zur Folge hatte. Denn auf der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungsstufe ist Kapital das Mittel, durch das individuelle Fähigkeiten für weite Gebiete des sozialen Lebens nutzbringend wirksam werden können. Und eine fruchtbare Betätigung individueller Fähigkeiten mittels Kapital kann nicht ohne freie Verfügung über dieses eintreten. Vermittelt wird diese freie Verfügung durch das Eigentum. Damit sind zwei Dinge im gesellschaftlichen Leben verbunden, die für dasselbe von ganz verschiedener Bedeutung sind: Die freie Verfügung über Kapital und das Rechtsverhältnis, in das der Kapitaleigentümer durch sein Verfügungsrecht mit anderen Menschen tritt, die davon ausgeschlossen sind. Nicht die ursprüngliche freie Verfügung wirkt im gesellschaftlichen Leben schädlich, sondern wenn das Recht auf diese fortbesteht, während die Bedingungen, unter denen einem Einzelnen oder einer Gruppe die freie Verfügung übertragen wurde, nicht mehr gegeben sind. Dann wirkt Kapital als Werkzeug der Macht anstelle der Fähigkeiten

 

II Konzept einer Wirtschafts- und Gesellschaftsreform nach menschlichem Mass

Überblick in Kürze

Die bisherige 200-jährige Wirtschafts- und Eigentumsordnung ist reformbedürftig. Das aus der Produktion dank Rationalisierungsfortschritten der wirtschaftlichen Unternehmungen gewonnene Geldkapital wurde privatisiert. Seit der Zeit, da die Subsistenzwirtschaft ländlich-dörflicher bzw. bäuerlich-gewerblicher Prägung zum Industrialismus überging, hat sich die Kapitalbildung und –akkumulation ungemein beschleunigt. Die Voraussetzung war: die juristisch begründete systematische Trennung der Bevölkerung vom Boden durch das römische Recht, daraus abgeleitet das liberale Bodenrecht und die daraus folgende breite Vernichtung der zentral anfallenden Versorgungsmöglichkeiten aus dem feudalen Rechtsanspruch auf die Bodenerträge. Alle Produktions- und Absatzkrisen haben in diesem dadurch geschaffenen Koordinationsproblem von Produktion und Absatz ihre Ursache. Weitere daraus hervorgehende Konflikte sind: Verschleisswirtschaft, soziale Degradation, Verlagerung der Konfliktzonen in die Peripherien der Rohstoffbeschaffung nach wiederum rein imperialem Muster sowie das Ökologieproblem der unnötig - weil allein zur Mehrung des privaten Finanzkapitals erzwungen - gesteigerten Vergeudung.

Neu soll nun der Rationalisierungsfortschritt den Unternehmungen zur Gestaltung des wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsprozesses belassen werden. Dadurch kommt Ordnung, aber auch Freiheit in den Wirtschaftsprozess. Die Unternehmungen entscheiden selbst, ob der geschaffene Mehrwert bzw. das durch Rationalisierung herausgewirtschaftete Potential zur Erweiterung der Produktion für Forschung und Entwicklung oder für die soziale Reproduktion in Bildung und Kultur verwendet werden soll. Damit wird der Wirtschaftsprozess gestaltbarer und somit freier, aber auch harmonischer, weil Produktion und Konsum einander stets klar zugeordnet bleiben. Damit diese Gestaltungsfreiheit bei den Unternehmungen erreicht werden kann sind vier grundlegende Reformmassnahmen nötig:

  1. Die Einführung eines Wertmasses zusammen mit einer generellen Reform der Funktion des Preises, um den Wert der wirtschaftlichen Leistungen gegenüber den Einkommen in einer arbeitsteiligen Gesellschaft bestimmen zu können. Alle Leistungen und der über die Einkommen finanzierte Konsum müssen immer gegenseitig ineinander aufgehen.
  2. Geld ist ausschliesslich eine reine Verrechnungsgrösse der wirtschaftlichen Leistungen. Geld fungiert nicht mehr als Ware. Damit ist die Hortung und Mehrung von reinem Geldvermögen nicht mehr möglich. Der nach obigem Wertmass ausgerichteten Preisreform geht eine monetäre Neukreditierung der Unternehmungen und der Haushalte parallel.
  3. Die Löschung des reinen Finanzkapitals, die Neukreditierung der Unternehmen und der Haushalte zusammen mit einer Preisbildung auf Grund des bereits erwähnten Wertmasses erlauben erstmals eine freie Entwicklung der arbeitsteiligen Wirtschaft nicht nach dem Geldertrag sondern ausschliesslich nach den Bedürfnissen der Menschen.
  4. Territorium: Wirtschaften findet innerhalb einer Gesellschaft statt, die sich als Gesellschaft selbst definieren und organisieren muss. Da dem Wirtschaften auch immer Stoffe zu Grunde liegen - von den Stoffen lebt letztlich jedermann und ohne Stoffe gibt es letztlich nichts zu verteilen - kann nun erstmals wieder frei auf natürliche und vorwiegend erneuerbare Rohstoffflüsse und Energieflüsse als Grundlage zurückgegriffen werden. Diese Eigenschaft liefert allein der Boden, dem die Gesellschaft immer zugeordnet bleibt und über den sie sich auch stets versorgen muss. Massnahme: es muss festgelegt werden, welche Bauern aus welchem Territorium welche Gesellschaft ernähren. Damit ist auch der Währungsraum definiert.

 

Wissenschaftliche Erfassung der invers polaren Wertbildung

Konsequenzen für die Geldschöpfung und die Funktion des Preises Die Stellung der Wirtschaft in der Gesellschaft zwischen Geistesleben und Recht Wertbildung, aus der Rückführbarkeit der Arbeitsteilung bis zu ihrer Entstehung: Findung des Masses

Einkommen, Medium der Bedürfnisbefriedigung, und Wert der Leistung in Form des Marktpreises treten mit der Arbeitsteilung als Duale auf. Diese Duale gehen aus einem „Ur“wert hervor, der sich aus einer „ursprünglichen“ Wertbildung, einem Prinzip, ableiten lässt. Die Wertbildung im wirtschaftlichen Sinn nimmt ihren Ausgangspunkt bei der Arbeit, die einerseits angewandt auf die Natur, zum Naturgewinnungswert, anderseits, organisiert durch Intelligenz, zum Organisationswert führt. Sie bildet den Übergang von einer quasi „vor-wirtschaftlichen“ Bearbeitung der Natur, wo das Produkt wie im Tierreich „Naturwert“ besitzt und mit dem Bedürfnis identisch ist, zu der Entstehung des wirtschaftlichen Wertes, wo der Mensch seine Arbeitsergebnisse nicht für sich verwendet, sondern mit anderen Menschen in die Beziehung des Leistungsaustausches tritt. Beide Pole der Wertbildung stehen in einem einander bedingenden inversen Verhältnis: Ohne Organisationswert gäbe es keine Entwicklung, aber ohne Naturgewinnungswert („Arbeit an der Natur“) könnte sich der Organisationswert nicht verwirklichen. Dem Naturgewinnungswert steht polar der Organisationswert gegenüber; er bemisst sich in erspartem Naturgewinnungswert. Der Urwert stellt das Ergebnis körperlicher Arbeit dar, die von einer bestimmten Bevölkerungszahl auf einer von ihr existentiell benötigten Bodenfläche geleistet wird; in diesem Sinne ist er „reiner“ Naturgewinnungswert. Die Einwirkung von Organisationswert in den Naturgewinnungswert leitet die Arbeitsteilung ein. Dadurch differenzieren sich die Arbeitsergebnisse qualitativ und quantitativ. Aber die ursprüngliche Wertbildung bleibt, bezogen auf jene bestimmte Bevölkerungszahl, stets die gleiche: Der Organisationswert - wie viel auch immer er hervorbringt – bemisst sich in erspartem Naturgewinnungswert, und somit bleibt das Wert-Total der Leistungen gleich.

 

Geldschöpfung: Parallelismus von Sach- und Zeichenwert (Geld); Findung der Sozialquote

Wie gesagt, koinzidiert in der ursprünglichen Wertschöpfung der Wert, den das Bedürfnis einer Leistung beimisst, mit demjenigen, den der Hervorbringer einer Leistung derselben zu seiner Bedürfnisbefriedigung beizumessen hat. Dem Urwert als „dinglichem“ Wert lässt sich eine Zahl als Sozialquote gleichsetzen, ein „nomineller“ Wert: das Geld - die Geldmenge pro Kopf. An der Sozialquote orientieren sich nun die Einkommen. Durch den Parallelismus von Sach- und Zeichenwert kann mit Hilfe des Geldes, quantitativ gebunden an eine bestimmte Bevölkerungszahl, die Erinnerung an die ursprüngliche Wertschöpfung als Richtgrösse beziehungsweise Mass gewahrt bleiben. Jetzt können Einkommen und Leistungserlös getrennt erfasst und Einrichtungen getroffen werden, um auf höherer Ebene über quotenorientierte Marktpreise - wieder - in der „Einheit“, der Koinzidenz von individuellen Bedürfnissen beziehungsweise Einkommen und Leistungserlösen, zu enden.

Bei nur körperlicher Arbeit, also Arbeit unmittelbar an der Naturgrundlage, müsste einkommensmässig Gleichmacherei herrschen, sonst käme der Austausch der Arbeitsergebnisse rasch ins Stocken. Freiheit und Elastizität, Gewinnmöglichkeit bringen geistig Tätige und „reine Verbraucher“ ins System. Sie beziehen ihre Einkommen jeweils von bestimmten in der materiellen Produktion Tätigen, müssen aber nicht den gleichen ihre Ausgaben zukommen lassen. Alle Sozialquoten beinhalten direkt nur materielle Leistungen, auch diejenigen in den Händen der „reinen“ Verbraucher. Was die „reinen“ Verbraucher als ihre Sozialquoten als Einkommen erhalten, immer sind es „Gutscheine“ für materielle Produkte. Das liegt schon darin begründet, dass sich der Organisationswert (Kapital) als ersparter Naturgewinnungswert definiert.

 

Die Funktion des Preises

Die Erfassung des Urwertes mag im ersten Moment Schwierigkeiten bereiten, weil er Bedingendes und Bedingtes zugleich ist: Mit dem Präfix „Ur“ wird auf ein Prinzip, auf das alle Wertbildung Bedingende, hingewiesen, nämlich auf „Arbeit angewandt auf die Natur“, welche Arbeit ihrerseits vom Geist organisiert wird. Die Gleichsetzung bestimmter Naturprodukte mit dem Urwert wäre ein besonderes, spezialisiertes Ergebnis, ein individualisierter Urwert. Man darf sich unter dem Urwert nichts Fixiertes vorstellen. Er ist fluktuierend, und alle Wertrealisationen, die man als spezialisierte Urwerte ansehen kann, leiten sich aus ihm ab. Er durchläuft alle Zusammensetzungen vom „reinen“ Naturgewinnungswert, dem die Arbeit den höchsten Wert erteilt, welcher massgebend für den Zeichenwert ist, bis hin zum „reinen“ Organisationswert, dessen alleiniges Wirken alles Erzeugte zum Geschenk machen würde. Dass der Urwert sich zeitlich, historisch zuerst in naturnahen Arbeitsergebnissen manifestiert, ist dadurch bedingt, dass im Laufe der wirtschaftlichen Entwicklung - der Arbeitsteilung - der Organisationswert erst zu einer Wertbildung führt, die sich von der Unmittelbarkeit an der Naturgrundlage entfernt. Unser vernunftgemässes Denken ist imstande, sich des Urwertes als eines dinglichen Ergebnisses des Prinzips und nominellen Ergebnisses durch obige Gleichsetzung von Sach- und Zeichenwert als einerseits dem Bedingten, anderseits gleichzeitig dem Bedingenden zu bemächtigen. Als Geld- oder Zeichenwert bildet der Urwert die Leitplanke, an der sich die Einkommen orientieren und an der sich auch die bedürfnisbedingten Marktpreise individueller Leistungen messen. ( s. Graphik )

Durch die Gleichsetzung des Urwertes mit einer Geldmenge schaffen wir den Parallelismus von Sach- und Zeichenwert. Dadurch wird der Zeichenwert in Form der bestimmten Geldmenge bzw. der Sozialquoten, also das Besondere zum Bedingenden oder Gesetzgebenden (der vorerwähnten Leitplanke). Worauf es ankommt, ist, das Arbeitsergebnis als wirtschaftlichen Wert aufzufassen und zu verstehen. Zunächst legt sich der Wertbildungsprozess in ein Bedingendes (Arbeit, organisiert durch Geist, angewandt auf die Natur) und ein Bedingtes (Naturgewinnungswert + Organisationswert) auseinander, und das letztere folgt mit Notwendigkeit aus dem ersten. Der wirtschaftliche Wert ist nur in seinem Werden, in seiner Entwicklung zu verstehen, das heisst aus dem Prozess der Inversion heraus, den die Arbeit einerseits mit der Natur, anderseits mit dem Geist eingeht. Dadurch sind das Erklärende – das Formelle der Erkenntnis, der Wertbegriff – und das Erklärte – das Materielle, das Arbeitsergebnis – identisch. Der Wertbegriff besitzt nicht bloss die Rolle eines Zusammenfassenden, welches das Arbeitsergebnis als seinen Gegenstand ausser sich hat, wie das für die heutige Betrachtung des Wertes als Preis gilt. Durch die besondere Art der Schaffung des Geldes machen wir den Wertbegriff selbst zur Intention.

Das heisst, der Urwert, jetzt als Zeichenwert, kann und soll auf die Wertbildung zurückwirken, indem die Marktpreise für Arbeitsergebnisse, die von Bedürfnissen gefordert werden, mit deren Urwert in weitestgehende Übereinstimmung gebracht werden. Der Ausgleich zwischen Bedürfnis und Wert der Leistung besteht in der annähernden Erfüllung der einzelnen Sozialquoten als des Urwertes.

Die heutige Wertvorstellung hingegen geht von einem Marktpreis für die Leistungen aus, woraus sich die Einkommen ableiten. Man endet dann in der Dualität von Leistungserträgnis kontra Einkommen, Grundlage sozialer Spannungen. Hier wird, was als Wert der Leistung gilt, nach der heute vielfach vertretenen induktiven Methode gefasst: Der kontemplative Betrachter des Marktes beobachtet, wie Angebot und Nachfrage wirken. Aufgrund der Beobachtung wird dann die Regel aufgestellt: Wenn ein Angebot mit einer Nachfrage zusammentrifft, entsteht der Preis des Ausgetauschten als dessen Wert. Eine Wertvorstellung in Form des Geldpreises unterscheidet nicht zwischen materiellen und immateriellen Leistungen, setzt die Leistungen der Bodenproduktion denen der geistigen Produktion gleich mit beispielsweise extremen Folgen für die Finanzierung des Gesundheitswesen. Eine solche Methode der Beobachtung wirtschaftlicher Vorgänge bleibt den Erscheinungen vollkommen äusserlich. Sie umfasst nicht den wirklichen Prozess dessen, was sich beim Zustandekommen von Angebot und Nachfrage abspielt, nämlich dass dem Angebot von Ware eine Nachfrage nach Geld zugrunde liegt und die Nachfrage nach Ware ein Angebot von Geld beinhaltet. So bedeutet der zum Preis führende Austausch eigentlich schon „Wert gegen Wert“. Der Preis ist das Verhältnis von Werten zueinander.

Mit der Erkenntnis, wie Einkommen und Leistungserlös getrennt zu erfassen sind, können die Menschen von der heute als Wachstumszwang, Konjunktur und Arbeitsmarkt wirkenden Tyrannis befreit werden; ausserdem können geistig-kulturelle Bedürfnisse zur Befriedigung gelangen, die bei Einkommen, gedacht in Abhängigkeit vom blossen Walten von Angebot und Nachfrage, verkümmern müssen. Die Nachfrage allein kann nicht darüber entscheiden, ob ein Gut zu einem Preis erzeugt werden kann, der dem Urwert im gekennzeichneten Sinn und damit der Sozialquote des Erzeugers entspricht.

Machen wir uns nochmals in Anlehnung an obige Ur-Wertschöpfung klar: Alle Arbeit, die geleistet werden kann, hängt von der Bevölkerungszahl ab. Alles, womit sich die Arbeit verbindet, kommt aus dem Boden. Denn das ist, was jeder benötigt, wovon jeder lebt. Und für diejenigen, welche wegen ihrer geistigen Tätigkeit Arbeit am Boden nicht leisten, müssen die in der Arbeit am Boden Verbleibenden deren Teil miterwirtschaften - also deren Einkommensquoten nach obiger Definition, welche im folgenden als “Schenkungsgeld“ bezeichnet werden.

 

Kapitalbildung

Die vom Geist organisierte Arbeit löst sich eben nach dem Grad der Organisation immer mehr von ihrer Unmittelbarkeit an der Natur los, ein Prozess, der zur Kapitalbildung führt. Das heisst, dass mit der Zunahme der Kapitalbildung immer mehr Menschen von der Landwirtschaft für industrielle und rein geistige Tätigkeiten freigesetzt werden können; die Industrie führt diesen Prozess der Arbeitsfreisetzung, welcher einer Arbeitsersparnis einhergeht, ihrerseits fort.

Kapital ist Äquivalent jener Arbeitsersparnis. Es ist Existenzgrundlage aller freigestellten Menschen, ja es erhält seinen Sinn nur mit der Finanzierung der Freigestellten, freigestellt relativ für weitere materielle Produktion, d.h. industrielle Produktion als „verlängerte“ Bodenproduktion oder absolut für geistige Tätigkeit, im Weiteren alle „reinen“ Verbraucher umfassend (Altersversorgung, öffentliche Haushalte, Bildungs- und Gesundheitswesen, Kirche). Der heutige Kapitalbegriff beinhaltet diesen Aspekt nicht.

Der Wohlstand einer Gesellschaft, materielle und immaterielle Bedürfnisse berücksichtigend, wächst unter folgenden Bedingungen:

  1. Je mehr Menschen ein Landwirt ausserhalb der Landwirtschaft unterhalten kann, desto höher ist die Kapitalbildung, welche industrieller und rein geistiger Tätigkeit zur Verfügung steht.
  2. Die Industrie steigert mit dem Kapital durch die Organisation der Arbeit ihre Leistungen in Bezug auf Vielfältigkeit und Menge.

Der Wohlstand drückt sich dann in zwei Komponenten aus:

  1. Wie viele Einkommensquoten die in Landwirtschaft und Industrie Tätigen über ihre eigenen hinaus erwirtschaften können, welche als Schenkungsgeld rein geistiger Tätigkeit zur Verfügung gestellt werden können.
  2. Wie viele Leistungen aus Landwirtschaft und Industrie insgesamt auf jede Einkommensquote entfallen; mit wie viel jeder einzelne Leistungserbringer daran beteiligt ist oder anders gesagt, welchen Anteil der Wert der eigenen Leistung an der Einkommensquote einnimmt. Der wird nämlich mit gemäss I. und II. zunehmender Produktivität kleiner.

Man sieht daraus, dass die Effizienz der Arbeitsteilung umso grösser ist, je geringer der Wertanteil der eigenen Leistung an der Sozialquote ist und je näher das Einkommen des Einzelnen an die Sozialquote als Leitplanke herankommt. Denn damit wird der gegenseitige Leistungsanteil in den Sozialquoten optimiert und die Deckung der Bedürfnisse mit dem Wert der Leistungen erreicht. Das Problem der Einkommensmaximierung als Motivation des Arbeitswillens erhält für denjenigen, der die Effizienz der Arbeitsteilung durchschaut, einen anderen Aspekt: In dem Arbeiten für den Gelderwerb steckt ein den gemeinschaftlichen Nutzeffekt der Arbeitsteilung hemmendes Selbstversorgertum.

 

Vom Kapital- und Lohnsystem zum Leistungssystem

Gesicherte Einkommensbildung gegen unsichere Vermögensbildung

Die Verwirklichung der Erkenntnis, wonach Einkommen als Träger der Bedürfnisse und Wert der Leistungen in einen Ausgleich gebracht werden können, ruft nach einem neuen Konzept für die Gesellschaft, nämlich nach deren Gliederung. Demnach wird das Geistesleben, umfassend Bildung, Wissenschaft und Kunst, als Hervorbringer und Verwalter des Kapitals in die Selbstverwaltung gestellt werden. Der Eigentumsbegriff wird dahingehend modifiziert werden, dass Produktionsmittel einschliesslich Boden nur so lange mit einer Person oder Personengruppe verbunden sind, als es die Fähigkeiten dieser Personen rechtfertigen; man wird auf diese Weise zum Begriff des zeitlich begrenzten, rotierenden Besitztums kommen. Wie alles Kapitalistische des Wirtschaftslebens in die Verwaltung des Geisteslebens übergehen wird, so das Arbeitsrechtliche in diejenige eines vom Geistesleben und der Wirtschaft unabhängigen Rechtslebens. So wie dem Kapital durch die neu definierte Eigentumsform im selbstverwalteten Geistesleben das Macht- und Warenmässige genommen wird, so der Arbeit der Warencharakter im unabhängigen Rechtsleben. Das Wirtschaftsleben hat es mit der gegenseitigen Wertbemessung der Leistungen und dem Ausgleich zwischen Einkommen und eben dem Wert der Leistung auf der Grundlage der in einem Währungsraum assoziativ verbundenen Produzenten, Verteiler und Konsumenten zu tun.

Praktisches Vorgehen

  • Die Landwirte schliessen sich im Währungsraum regional unter dem Gesichtspunkt der Produktion zu Betrieben als deren Besitzer zusammen. Die Regionalbetriebe assoziieren sich zur Einheit Landwirtschaft. Diese ermittelt aus der Produktionsmenge, wie viele Menschen sie ausserhalb der Landwirtschaft freistellen kann. Daraus ermittelt sie ihre Sozialquoten-Erwirtschaftung.
  • Die Industriellen und Dienstleistungsbetriebe assoziieren sich nach Branchen und diese wiederum miteinander.
  • Nach organisatorischer Vorbereitung treten Repräsentanten der Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen mit den Leitern der Bildungsstätte und der heutigen Zentralregierung in Verhandlung.
  • Die neue Geldschöpfung: Die Bindung der Geldmenge an die Bevölkerungszahl; Kreditierung der auf die Individuen innerhalb des Währungsraumes lautenden Konten mit deren Sozialquote
  • Die Bank im Währungsraum als blosse Geldbuchhalterin
  • Die Trennung der Kontoführung der Unternehmen materieller Produktion in Einnahmen- und Ausgabenkonten
  • Die neue Bilanzierung in den Unternehmen nach Quotenerwirtschaftung mit der Gliederung in Leihgeld und Schenkungsgeld
  • Die Beobachtung der Preisbildung in Landwirtschaft und Industrie im Hinblick auf deren Quotenerwirtschaftung
  • Die Beobachtung des Abweichens vom Durchschnitt des Verhältnisses Arbeitsleister zu Schenkungsgeldbezüger in der Quoten-Erwirtschaftung
  • Als Folge ergeben sich daraus u.U. assoziativ auszuhandelnde Produktionsverlagerungen immer mit dem Ziel der Quoten-Erfüllung
  • Die Änderung der Eigentumsverhältnisse an den Produktionsmitteln einschliesslich Boden in Besitztum Einzelner auf Zeit
  • Der Übertragung der Produktionsmittel geht keine monetäre Transaktion einher
  • Die Gesellschaft gliedert sich in die in Selbstverwaltung stehenden Bereiche Geistesleben, Rechtsleben, Wirtschaftsleben, die ineinander wirken, deren zwei erste in der Wirtschaft beispielsweise die Verwaltung des Kapitals und der Arbeit innehaben