Wirtschaften in der Zukunft

Im laufe der geschichtlichen Entwicklung sind aus dem menschlichen Wollen gesellschaftliche Einrichtungen entstanden. Man betrachtet sie als Gegebenheiten und richtet sich in Gedanken heute nach geschaffenen Tatsachen, die doch der Gedanke beherrschen soll. Ein den Tatsachen gewachsenes Urteil gewinnt man, wenn man wie in dieser Schrift zu den fundamentalen Gedanken zurückgeht, die allen Einrichtungen zugrunde liegen und aus denen das Zsammenarbeiten der Menschen einer Gemeinschaft hervorgeht.

Eben diesem Grundsatz folgt der Autor. Er legt dar, dass letzlich alles Wirtschaften auf der Landwirtschaft basiert. Alle nicht-landwirtschaftliche Tätigkeit lebt vom Überschüss der Landwirtschaft (nicht zu verwechseln mit Überproduktion). Erst Arbeitseinsparung durch Rationalisierung versetzt die Landwirtschaft in die Lage, Menschen für andere Tätigkeiten freizustellen, indem sie deren Existenzgrundlagen miterwirtschaftet. Daher nimmt auch alle Preisbidlung von der Landwirtschaft und ihrer Produktivität ihren Ausgangspunkt, indem der Wert aller ausserhalb der Landwirtschaft hervorgebrachten Leistungen dem entspricht, was die von der Landwirtschaft Freigestellten in ihr zu ihrer Existenzgrundlage hätten leisten müssen. Darauf baut die Preisbildung auf. Davon leitet sich wiederum die Geldschöpfung ab und steht nicht mehr bloss in statistischem Zusammenhang mit dem Wirtschaftsgeschehen.

 

Gemeinsinn ... ist Wertbildung durch Arbeit an Naturgrundlage

...Stellen wir uns eine geschlossene Wirtschaft vor, die sich noch in dem Zustand der blossen Bearbeitung von Grund und Boden befindet und die nicht im Austausch mit angrenzenden Wirtschaften steht. Wir können uns die ganze Erde als ein solches Gebiet denken. Wertbildend in ihm ist die umittelbar an der Natur verrichtete körperliche Arbeit. Die Natur als solche hat keinen volkswirtschaftlichen Wert - erstt das durch Arbeit in den wirtschaftlichen Verkehr gebrachte Naturprodukt. Die Höhe der Wertbildung ergibt sich aus dem Verhältnis der Bevölkerungszahl zur verfügbaren brauchbaren Bodenfläche. Was hiervon im Stadium der blossen, unmittelbaren Bodenbearbeitung' auf den einzelnen entfällt, ist "Urproduktion"', deren er im Minimum bedarf. Produktion und Bedarf werden möglichst übereinstimmen, denn es wird niemandem einfallen, für den Abfall zu produzieren. Der mit der Arbeit verbundene Faktor Zeit ist in der Basis der Wertbemessung eingeschlossen. Entstehen durch den Kulturfortschritt Bedürfnisse anderer Art und kommt durch einen auf dem Kulturfortschritt beruhenden zweiten Wertbildungsfaktor, nämlich den der intelligenten Organisation der Arbeit (u.a. Technik) eine Ersparnis der unmittelbar an der Natur geleisteten körperlichen Arbeit zustande, können Menschen für Tätigkeiten freigestellt werden, die sich von der Arbeit unmittelbar an der Natur emanzipieren. Der Wert dessen, was jemand in der ausserhalb der Bodenbearbeitung stehenden Tätigkeit hervorbringt - beziehungsweise leistet -, entspricht dem auf ihn aus der Bodenproduktion entfallenden Teil. Ihn haben wir oben als das "Ur"- beziehungsweise Minimalbedürfnis charakterisiert und bezeichnet.

Alle Arbeit, die geleistet wird, hängt von der Bevölkerungszahl ab und kann sich letzten Endes j a nur mit dem verbinden, was aus dem Boden, aus der Natur schlechthin kommt. Aus solchen an der Natur erwirtschafteten Leistungen lebt der Mensch; das ist, was jeder zu seiner Existenz braucht. Demgegenüber stehen geistige Leistungen, die unter anderem die Arbeit an der Natur organisieren (rationalisieren), die aber erst ermöglicht werden, indem Arbeit an der Natur erspart wird. Ihr Wert wird genau durch diese Einsparung bestimmt. Für diejenigen, welche wegen ihrer geistigen Leistungen Arbeit unmittelbar an der Natur nicht erbringen, also davon freigestellt sind, müssen andere, die in der Bodenbearbeitung verbleiben, den auf sie entfallenden Teil des von uns bezeichneten "Ur"- oder Minimalbedürfnisses übernehmen.

Man kann nicht einfach fragen: wieviele Produkte a entsprechen wievielen Produkten b, also z.B. wieviele Kartoffeln entsprechen wievielem Weizen, wieviel Weizen entspricht einem Hemd, einem Radio oder einer Unterrichtsstunde, weil sie sich so nicht ohne weiteres vergleichen lassen. Der gemeinsame Bezugspunkt im volkswirtschaftlichen Sinne ist die für das eine oder andere Produkt an der Natur aufgewendete oder ersparte Arbeit. Also: Es handelt sich also bei den Werten, die hervorgebracht werden, einmal um körperlich aufgewendete Arbeit, das andere Mal um eine solche Arbeit, die eine Arbeitsersparnis durch Intelligenz, durch Geist beinhaltet. Die Aufhebung körperlicher (handwerklicher) Arbeit durch geistige Arbeit im volkswirtschaftlichen Sinne macht den Wert letzterer bestimmbar.

Der Landwirt arbeitet unmittelbar an der Natur ", soweit er es körperlich tut. Derjenige, der Kleider herstellt, arbeitet nicht mehr direkt an der Natur. Seine Arbeit enthält schon etwas von dem, was ersparte körperliche Arbeit ist. Aber sie geht auf die Natur zurück. Bis hin zu den aus anspruchsvollsten geistigen Leistungen hervorgebrachten Gütern (z.B. Computer) gehen alle Produkte letztlich auf die Natur, beziehungsweise auf das Arbeiten mit Produktionsmitteln, zurück. Das sind die Werte, durch direkte oder indirekte Arbeit an der Natur erzeugt, welche auf das gesamte Gebiet der in sich geschlossenen Volks- oder Weltwirtschaft verteilt werden müssen. Als das Mittel des gegenseitigen Austausches der Leistungen, genauer als das kompensatorische Mittel des Austausches handwerklicher und geistiger Leistungen, dient das Geld.

 

Gemeinsinn ... kann nur wirksam werden wenn Geld zur Buchhaltung der Leistung wird

Unsere bisherigen Ausführungen über Kapital und Preisbildung haben gezeigt, dass das Geld in der arbeitsteiligen, kapitalistischen Wirtschaft die Funktion des Austauschmittels der Leistungen aller Art und sozusagen den Charakter einer Buchhaltung der wirtschaftlichen Leistungen sowie der Einkommen besitzen sollte. Damit sich im Geldsystem die Preisbildung von der Urproduktion her gemäss unserer Preisformel spiegelt, hat die Geldschöpfung von der Wertbildung auszugehen, die durch das Verhältnis der Bevölkerung des betreffenden Währungsgebietes zur brauchbaren, beziehungsweise benötigten Bodenfläche gegeben ist. Dieser Wertbildung entspricht die von uns im Kapitel über die Basis der Wertbildung geschilderte Urproduktion, welche mit dem in der bilanzmässigen Übersicht Seite 30 unter Stadium 1 bezeichneten "aktivierten Arbeitsaufwand an Grund und Boden" identisch ist. In Zahlen ausgedrückt, entspricht dieser zu bestimmende Wert dem Ureinkommen und hat die "Monetäre Basis" die Grundlage für die Noten- und Giral-geldmenge zu bilden.

Das ist das Entscheidende der Schöpfung eines solchen Geldes: Durch die Gleichsetzung der Geldmenge (Monetäre Basis) mit der Urproduktion wird diese vom Abstrakten ins Konkret-Bestimmbare hinübergeführt und das Geld zur Buchhaltung der Leistungserlöse und Einkommen. Diese Buchhaltung erfasst zahlenmässig den permanenten, in der Höhe variablen Kredit der Landwirtschaft an die übrigen Wirtschaftszweige gemäss dem Übertrag des Postens "Debitor" von der Aktivseite auf "Kredit für die industriellen Produktionsmittel & Dienstleistungsunternehmen" auf der Passivseite unter Stadium 3 in der "Bilanz" auf Seite 30 und macht ihn durchsichtig.

Ein messbarer volkswirtschaftlicher Wert ergibt sich nur dort, wo die Arbeit sich unmittelbar mit der Natur verbindet. Auch wenn heute die körperliche Arbeit sogar unmittelbar an der Natur, also dort, wo sie ihren Ursprung hat, nämlich in der Bodenproduktion, gerade wegen der Mechanisierung nicht mehr so augenfällig erscheint, bildet sie, solange sie nicht restlos wegrationalisiert sein wird, Ausgangsbasis der positiven Wertbemessung. Insofern sich die Arbeit von der unmittelbaren Verbindung mit der Naturgrundlage emanzipiert, also der körperlichen zur geistigen Arbeit übergeht, ist der entstehende Wert nur als Negativwert erfassbar, nämlich wieviel körperliche Arbeit zu seiner Hervorbringung eingespart wurde. Geistige Arbeit im volkswirtschaftlichen Sinn eliminiert körperliche Arbeit; trotzdem führt sie prinzipiell zu einer Vermehrung positiv bemessener Leistungen, nur dass sie deren Wert, zahlenmässig in Geld ausgedrückt, immer mehr und mehr auf ein Geringeres herunterführt.

Von der Bodenproduktion aus gesehen, ist es mit Bezug auf die Zurverfügungstellung von Kapital bis zur Inbetriebnahme von Produktionsmitteln dasselbe, ob die Freistellung zur Errichtung einer neuen Unternehmung oder zur Finanzierung des Bildungs- und Kultursektors, beziehungsweise der reinen Verbraucher, erfolgt. Die Freistellung zugunsten der Erstellung eines künstlichen Produktionsmittels, an dem körperliche Arbeit geleistet wird, kann von letzterem fortgesetzt werden, indem die körperliche Arbeit an den künstlichen Produktionsmitteln ihrerseits wiederum "intelligent organisiert" wird. Verbindet sich Arbeit mit Produktionsmitteln zur Erzeugung von Leistungen aus der Natur (Güter) sind es Leistungen positiver Wertbemessung; verbindet sich Arbeit mit Produktionsmitteln zur Erzeugung von Leistungen aus der Kultur (der Schriftsteller am Bleistift, der Pianist am Klavier) sind es Leistungen negativer Wertbemessung. Immer kommt, was der Mensch braucht, aus dem Boden - bis hin zum Bleistift des Schriftstellers, mit dem als seinem Produktionsmittel dieser geistig Tätige einen letzten Rest körperlicher Arbeit verrichtet. Geld repräsentiert Ansprüche auf Leistungen positiver Wertbemessung - denn alle Arbeit verbindet sich mit dem, was aus dem Boden kommt; von solchen Arbeitsergebnissen lebt der Mensch unmittelbar und erst in der Zukunft aus Ergebnissen der Leistungen negativer Wertbemessung. Gegenwärtig beispielsweise Jugendlichen erteilter Mathematik-, Physik-, Chemieunterricht kann erst in der Zukunft in Leistungen positiver Wertbemessung einfliessen. Weil jeder in der positiven Wert bemessung Tätige eine Anzahl reiner Verbraucher, beziehungsweise in der negativen Wertbemessung Tätige, mit sich trägt, ist Elastizität in der Einkommensverteilung möglich. Die Währung basiert im engeren Sinn auf dem Produktionsmittel Grund und Boden, im weiteren Sinn auf der Summe der Produktionsmittel, an denen körperliche Arbeit geleistet wird. Denn die künstlichen Produktionsmittel sind, einmal erstellt, wie der Boden zu betrachten, auch mit Bezug auf die Arbeit; sie werden zur "Verlängerung" des Bodens.

Der Wert eines solchen Geldes (oder seine Kaufkraft) nimmt in dem Ausmass zu, in dem im Wirtschaftsprozess der Anteil der im volkswirtschaftlichen Sinn geistigen Arbeit (Rationalisierung) gegenüber der körperlichen Arbeit wächst.
Der volkswirtschaftliche Prozess nimmt von der Bodenproduktion seinen Ausgang. Die Geldmenge wird sich mit der Bevölkerungszahl ändern. Jeder Mensch wird aus der Bodenproduktion erhalten und durch die Geldschöpfung buchhalterisch erfasst (dies nicht im Sinne eines Polizeistaates, sondern um der befreienden Trennung der fatalen unmittelbaren Koppelung von Arbeit und Einkommen willen). Das Geld wird daher zeitlich befristet, um ihm seine Buchhaltungs- und Tauschmittelfunktion zu gewährleisten; eine Hortung wird verhindert.
Da die Landwirtschaft im Jahreszyklus abläuft, liesse sich die Laufzeit des Geldes als Buchhaltung der gegenseitigen Leistungsansprüche auf ein Jahr beschränken. Dadurch würde eine grösstmögliche Transparenz des Systems geschaffen. Selbstverständlich lassen sich aber auch längere Laufzeiten denken, vor allem wegen des administrativen Aufwandes, der mit kurzen Laufzeiten verbunden wäre.

Geldkapital, welches als Saatgut für den Fortgang der wirtschaftlichen Betriebe benötigt wird, ist in die Preisbildung integriert. Ferner ist Kapital für neue Unternehmungen, beziehungsweise Neuinvestitionen, erforderlich. Durch Rationalisierung wird es freigesetzt; es kann auch durch Nachfrageverlagerung aufgebracht werden. Wir geben diesem Kapital die Bezeichnung "Leihgeld"; aus dem folgenden wird aber ersichtlich, dass es gegenüber heute einer differenzierteren Betrachtung unterliegt. Freigesetztes Geldkapital ist es auch, welches die Finanzierung des Bildungs- und Kultursektors ermöglicht. Solches den reinen Verbrauchern insgesamt zuzuführende Kapital hat aufgrund der Art seines Transfers, seiner Zirkulationsweise auch schon anderswo in der Literatur die Bezeichnung "Schenkungsgeld" erhalten. Mit "Schenkungsgeld" wird der im Währungsraum zirkulierende Rationalisierungsgewinn bezeichnet, welcher einerseits obligatorisch fiskalisch abgeschöpft, anderseits nach freier Vereinbarung bedürfnisbedingt dem Kulturleben, dem Bildungs- und Gesundheitswesen, also gesamthaft für Leistungen negativer Wertbemessung übereignet wird.

Wir haben gesehen, dass jegliche Emanzipation der Arbeit von der Naturgrundlage, also Kapitalbildung, einer Freistellung gleichkommt, für die natürlich grundsätzlich ein Bedürfnis vorliegt. Daraus wird aber auch ersichtlich, dass die Gegenleistung für die Freistellung den Wirtschaftsprozess in die Zukunft überleitet. Das bedeutet, dass der vorangegangene wirtschaftliche Prozess, der einen künftigen ermöglicht, bereits abgeschrieben ist, dass das Leihgeld, das die künftigen Gegenleistungen ins Werk setzt, nicht mehr als Schuld über die Preise getilgt werden darf; es muss wie Schenkungsgeld betrachtet werden, weil sonst die Preisbildung verfälscht wird. Die zur Schuldentilgung erforderliche Kapitalansammlung liefe auf eine ungewollte Rente hinaus, auf eine Rente an den falschen Begünstigten. Die Finanzierung von Infrastruktur, Produktionsanlagen und Dienstleistungsunternehmen ist wegen ihrer Konsequenz für die Preisbildung nicht kürzerfristigen, zu tilgenden Konsumkrediten gleichzusetzen.

 

Gemeinsinn ... schafft und ensteht aus an Fähigkeiten gebundenes Eigentum auf Zeit am Produktionsmittel

Das auf Arbeitsteilung beruhende neuere Wirtschaftsleben setzt sich aus drei Elementen zusammen: dem was die Natur hergibt, dem was die menschliche Arbeit schafft und dem was durch das Kapital (als Produktionsmittel und Unternehmerkapital) geleistet wird. Anstatt einzusehen, dass der moderne Produktionsprozess durch seine technische Vollkommenheit die Initiative und Fähigkeit des einzelnen fordert - daher auch die Möglichkeit fordert, dass der einzelne, Befähigte, über Kapital verfüge und den Produktionsprozess aus seiner Initiative heraus ausführen könne - sind vielerorts Bestrebungen im Gange, an die Stelle der Initiative des einzelnen eine abstrakte Gemeinsamkeit zu stellen. Das Kapital entsteht als eine Begleiterscheinung der Arbeitsteilung. Durch sie werden Arbeitsprozesse, die man zuerst unmittelbar an der Natur verrichtet hat, dank geistiger Fähigkeiten und Kenntnisse organisiert. Der jetzt sich entwickelnde Kapitalismus zeigt, dass das Organisieren auf die Besonderheit der Natursubstanz oder der Arbeitsart immer weniger Rücksicht nimmt. Äusserlich findet der Wert, der als Folge der durch den Geist organisierten Arbeit entsteht, im Geld seinen Ausdruck. So tritt als Begleiterscheinung des Kapitalismus die Geldwirtschaft auf, und damit ist eine Verselbständigung des Kapitals erreicht. Mit diesem durch ersparte Arbeit frei gewordenen Kapital kann der zu weckende erfinderische Geist des Menschen arbeiten.

Nun wird heute leicht die Geldwirtschaft mit dem Kapitalismus, wie er aus den folgenden Ausführungen verstanden werden sollte, vermischt. Das liegt daran, dass über alle sozialen Verhältnisse die Gesichtspunkte des Geldkapitalismus gezogen sind, das heisst: es ist demjenigen, dem es nur darauf ankommt, eine gewisse Summe Geldes zu erwerben oder zu verwalten, ganz gleichgültig, ob diese Summe Geldes für Grund und Boden, Produktionsmittel oder Konsumgut steht. Es kommt nur darauf an, dass man eine bestimmte Summe Geldes für etwas erhält, beziehungsweise dass sie, wenn man sie hat, sich letzten Endes vermehrt, verzinst, gleichgültig durch was.

Der Kapitalismus, wie er hier begründet wird, soll ermöglichen, dass derjenige, der dazu befähigt ist, über Kapital in Form von Produktionsmitteln oder Geld verfügen, aber gerade deshalb eine Beziehung zur Produktion entwickeln kann. Er sollte nur so lange mit den Produktionsmitteln verbunden bleiben, als er seine Fähigkeiten im Dienste der Produktion verwenden kann. In dem Masse, in dem Fähigkeit etwas Individuelles ist, kann mit der Unternehmertätigkeit nur eine einzelne Person oder Personengruppe beauftragt werden. Mit Unternehmertätigkeit ist notwendigerweise die freie Verfügung über Kapital verbunden, unabhängig davon, wer nach formal-juristischen Begriffen Eigentümer ist. Es kommt darauf an, wer tatsächlich über das Kapital verfügt, und in einer "sozialistischen" Wirtschaft wird es zwangsläufig eben der Parteibonze sein. Allein, tritt der Staat in die Verwaltung der Produktionsmittel ein, besteht die Gefahr, dass die Produktion nach vorhandenem Bedarf geregelt werden wird, so dass der Produktion keine Initiative gegeben und der Bedarf zur Stagnation gebracht wird. Es soll doch zum Beispiel mal einer feststellen, wie gross der Bedarf an Düsenflugzeugen im Jahre 1920 war! Der Bedarf wird durch den Kulturprozess hervorgebracht und verwandelt! Die berechtigte Forderung, dass nicht zur Geldkapitalmaximierung, sondern für den Konsum der Allgemeinheit produziert werden sollte, darf nicht zur Schlussfolgerung führen: also müssen die Produktionsmittel in Gemeineigentum übergeführt werden. Richtig ist vielmehr: durch entsprechende Einrichtungen der Allgemeinheit zuzuführen, was durch individuelle Tüchtigkeit produziert wurde. Man wird auf diese Weise zum Begriff des zeitlich begrenzten, rotierenden Besitztums als neue Form des Eigentums kommen, was bedeutet, dass Produktionsmittel nur so lange mit einer Person oder Personengruppe verbunden sind, als es die Fähigkeiten dieser Personen rechtfertigen. An Stelle anonymen Aktienbesitzes wird auf Fähigkeit und Tüchtigkeit beruhender Direktbesitz von Produktionsmitteln erstrebt.

Wie steht es nun mit dem Eigentum an Grund und Boden, von dem ein Teil landwirtschaftlich, ein Teil gewerblich und ein Teil zu Wohnzwecken genutzt wird? Boden als solcher, weil weder durch körperliche noch durch geistige Arbeit hervorgebracht, stellt keine käufliche Ware dar. Der landwirtschaftlichen Nutzung die nende Gebäude, Maschinen und Tiere sowie Einrichtungen und Maschinen für industrielle Produktion und Dienstleistungen bilden, einmal erstellt und in Betrieb genommen, mit dem Boden, auf dem sie stehen, integrierenden Bestandteil der Produktionsmittel und sind somit kein handelbares Verbrauchsgut mehr.
Die Übereignung von Produktionsmitteln (einschliesslich Grund und Boden) ist ein reiner Rechtsakt, nicht ein Wirtschaftsakt. Im wirtschaftlichen Zirkulationsprozess käufliche Waren werden Grund und Boden überhaupt nicht und produzierte Produktionsmittel nur so lange sein, als sie produziert werden, bis sie fertig sind und ihrer Bestimmung übergeben werden. Das Problem ihrer Finanzierung wird im folgenden im Zusammenhang mit der Geldschöpfung behandelt.

Wie jemand unter den geänderten Rechts- und Geldverhältnissen in den Besitz von nicht gewerblich genutzten Boden gelangt, wird im letzten Kapitel im Zusammenhang mit der Gliederung des Staates behandelt. In der Einsetzung befähigter Personen als Unternehmensleiter wird Kontinuität herrschen müssen, das heisst: die Unternehmer bestimmen nach Möglichkeit ihre Nachfolger selber. Das können unter Umständen auch ihre Nachkommen sein; in der Landwirtschaft werden sie es sogar in der Regel immer sein, weil dort Fähigkeiten und Kenntnisse mit der Bodenverbundenheit zusammenhängen. Da Unternehmensleitung auf individueller Einfallskraft, Fähigkeit und Tüchtigkeit beruht, wird die Ernennung eines oder mehrerer Unternehmensleiter nicht durch das demokratische Prinzip einer Wahl seitens der Belegschaft erfolgen. Unternehmensleitung hat drei Aspekte:

  • Fähigkeit und Initiative, ein Produkt herzustellen, ist die Manifestation des Bildungswesens;
  • die betrieblichen Arbeitsbedingungen sind vom Recht vorgegeben;
  • den eigentlichen wirtschaftlichen Faktor bilden Absatz und Preisfindung der Unternehmensleitungen.

Falls die Unternehmer ihre Nachfolger nicht bestimmt haben werden, wird die betreffende Assoziation20 durch Vermittlung des Kultur- und Erziehungssektors für die Ernennung besorgt sein. Eine Absetzung würde der gleichen Instanz auf dem Rechtswege offen stehen. Die Entschädigung für unternehmerische Leistungen wird in Relation zur Kapitalvermehrung oder -verminderung stehen.

 

Gemeinsinn ... ist Wirtschaften nach menschlichem Mass

Eine der wichtigsten Fragen auf dem Wege zu einer wirtschaftlichen Gesundung ist diejenige nach der Geldschöpfung, dass man sich Klarheit darüber verschafft, was eigentlich das Kriterium für die Ausgabe von Geld (Noten- und Giralgeld) sein sollte. Heute sind es für die Zentralbanken (= Notenbanken) im wesentlichen folgende Kriterien: Gold, Devisen, Kredite (Lombardkredite, Wechselkredite) und Wertpapiere.

Aktiven          Passiven
Gold               Banknoten
Devisen          Giroguthaben
Wertpapiere
Kredite
Wechsel

 

Seit Aufhebung des Gold-Devisen-Standards 1971 spielen theoretisch Gold und Devisen keine Rolle mehr. Prinzipiell gibt es innerhalb einer Währungszone keine Einflüsse mehr, die von aussen die Geldmenge beeinflussen, das heisst jede Zentralbank hat die alleinige Kontrolle über die Geldmenge. Aber aus Gründen der Handels- und Geldpolitik intervenieren fast alle Zentralbanken auf dem Devisenmarkt, so dass Devisen eben doch noch die Geldmenge beeinflussen. Nun sind die Zentralbanken - wenigstens diejenigen der wichtigsten Industriestaaten - bestrebt, die Geldmenge nach der Entwicklung des Bruttosozialproduktes auszurichten, was nach statistischen Gesichtspunkten möglich ist. Ein zwingender innerer Zusammenhang zwischen Konsum bzw. Produktion einerseits und der Geldmenge andererseits ist nicht definiert. Gleichzeitig aber versuchen die Zentralbanken über die Geldmenge Konjunkturpolitik zu betreiben, nämlich eine konjunkturelle Flaute durch eine Expansion der Geldmenge zu überwinden oder eine Überkonjunktur mit inflatorischen Auswirkungen durch eine Kontraktion der Geldmenge zu bremsen. Die Geldexpansion zur Konjunkturbelebung erfolgt aus beschäftigungspolitischen Gründen; die "Verschleisswirtschaft" findet, wie bereits im Absatz über "Kapital - Arbeit - Einkommen" geschildert, ihre Begründung in der Einkommensbeschaffung.